Freisen/Baumholder. Nachdem der Technische Zug aus Freisen bereits im vergangenen Jahr dort üben durfte, lag es nun am Beckinger Ortsverband, sein Können unter Beweis zu stellen.
In einem Kasernengebäude auf dem Truppenübungsplatz Baumholder war es am Vormittag nach Verlegearbeiten zu einer erheblichen Gasverpuffung gekommen. Das Gebäude wurde daraufhin von der Gasversorgung getrennt. Es war zwar nicht akut einsturzgefährdet, aber so angeschlagen, dass der Zugang nur noch sehr schwer möglich war. Schnell stellte sich heraus, dass mehrere Personen zur Zeit des Unglücks im Bauwerk waren, worauf die Einsatzleitung den Ortsverband Beckingen alarmierte.
Als dessen 1.Bergungsgruppe unter Gruppenführer Dirk Kreutz die Einsatzstelle erreichte, wurde sofort ein erster Erkundungstrupp mit der Ortung beauftragt und verschaffte sich durch ein Fenster im ersten Obergeschoss Zugang.
Die erste Personenortung bedeutete zugleich einen herben Schlag für das vorrückende Team. Auf dem Dachboden fand es eine nicht ansprechbare Person vor. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des Hausbewohners feststellen.
Erfolgreicher verlief die Suche im Erdgeschoss. Eine Tür war durch Schutt so versperrt, dass die Helferinnen und Helfer sie aufbrechen mussten. Dahinter: Eine eingeklemmte, aber lebende Person. Durch den Zugang im ersten Stock wurde sie über eine Leiterrutsche in Sicherheit gebracht und dem Rettungsdienst übergeben.
Währenddessen hatte sich ein zweites Ortungsteam auf die Suche nach weiteren Eingängen begeben und auf der Rückseite ein fast völlig verschüttetes Fenster aufgefunden. Doch gerade als man mit dem Freilegen des einzigen bekannten Kellereingangs beginnen wollte, wurden die Rettungsmaßnahmen unterbrochen.
Übungsleiter Jochen Schneider wollte eine Evakuierung simulieren. Diese wird etwa dann durchgeführt, wenn akute Gefahren auftreten oder das Einsatzstellen-Sicherungs-System (ESS) des THW eine Gebäudebewegung registriert. Durch ein Pfeifsignal ordnete er die Räumung des Hauses an, die die Einsatzkräfte schnell und diszipliniert durchführten.
Als man sich auf dem Sammelplatz traf, läutete dies zugleich eine kurze Besprechungspause ein.
Ein großer Trupp machte sich nach der Freigabe des Gebäudes an die Arbeit, in das Kellergeschoss vorzudringen, in dem mindestens eine weitere Person vermutet wurde.
Bereits während des Freilegens des Kellerfensters konnten sie Kontakt zu einem Eingeschlossenen herstellen, der sich in Sprechweite befinden musste. Nachdem der Zugang frei war und man in die dahinter liegenden Räume gelangte, stellte sich heraus, dass ein Arbeiter des Energieversorgers sich in einem etwa 1,5 Meter hohen Kellerraum befand und dort die Verpuffung schwer verletzt überlebt hatte. Der Handwerker schilderte noch während seiner Rettung, dass sein Kollege in einen schmalen Rohrschacht gestiegen war, um dort Arbeiten durchzuführen. Zwei Helfer kletterten, mit Gurten gesichert, in den engen und dunklen Schacht und fanden nach mehreren Metern eine weitere, schwer verletzte Person. Unter dem Eindruck der belastenden Situation begann diese damit, die Einsatzkräfte zu beschimpfen und die Rettung zu behindern, was den Helfern viele Mühen abverlangte. Unter großem Kräfteeinsatz konnte der Verletzte mit der Bergeschleppe und dem Spineboard aus dem schmalen Gang befreit und ans Tageslicht befördert werden.
Als die Durchsuchung des Gebäudes abgeschlossen war, wurde die leblose Person im Dachgeschoss mittels Schleifkorb geborgen.
Gruppenführer Dirk Kreutz meldete danach dem Übungsleiter, dass alle Personen gerettet, beziehungsweise geborgen wurden. Die Übung konnte so gegen 14.00 Uhr beendet werden.
Nach dem bereitgestellten Mittagessen wurde eine Abschlussbesprechung durchgeführt, die zu einem deutlich positiven Fazit kam. Die Übungsleitung zeigte sich mit der Herangehensweise und der fachlichen Kompetenz der Beckinger Bergungsgruppe durchaus zufrieden. Auch die übende Einheit fand das Szenario interessant und fühlte sich gut auf ein entsprechendes Ereignis vorbereitet.
Insgesamt waren 15 Mitglieder des Ortsverbands Beckingen und 9 THWler aus Freisen in die Übung eingebunden.
Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle auch Dieter Schmitt, Truppführer des Logistik-Trupps Verpflegung, sowie Helfer Jerome Schmitt, die sich umfangreich um die Verpflegung aller Beteiligten kümmerten.
Informationen zur Übung finden Sie auch bei unseren Kameradinnen und Kameraden des Ortsverbandes Beckingen http://www.thw-beckingen.de/