10.10.2012, von Jochen Stabler

Starke Unwetter und Gas-Explosion in Wohnhaus erfordern Großeinsatz des THW Viernheim

Tagelange Unwetter und teils kräftige Orkanböen mit Geschwindigkeiten von über 160 km/h richteten im Umland von Freisen und Nohfelden verheerende Sach- und Personenschäden an. Von Freitag auf Samstagnacht wurde der THW Ortsverband Viernheim zur Unterstützung der Ortsverbände Freisen und Nohfelden alarmiert.

Die Einsatzkräfte aus Viernheim (Hessen) trafen Samstag, den 22.09.2012, gegen 8.30 Uhr im Bereitstellungsraum, auf dem Aldi-Parkplatz, in Freisen ein. Nach einer kurzen Lagebesprechung erhielten die Einsatzkräfte ihren Einsatzauftrag und wurden an die unterschiedlichen Schadensstellen entsendet.

Die 2. Bergungsgruppe (B2) mit schwerem Gerät ausgestattet wurde zu einem eingestürzten Wohngebäude in Freisen beordert. Nach einer Gas-Explosion stürzte das Einfamilienhaus völlig in sich zusammen und begrub zwei Bewohner des Hauses unter sich. Eine weitere Person, die sich in der Nähe des Hauses befand, erlitt einen Stromschlag aufgrund einer gerissenen Hochspannungsleitung. Die THW-Kräfte mussten an dieser Einsatzstelle gleich mehrere lebensgefährliche Herausforderungen meistern. Nachdem mit Hilfe eines Gasmessgerätes sichergestellt wurde, dass kein Gas mehr austrat und durch die Elektrizitätswerke der Strom abgestellt wurde, konnte mit der Rettung der verschütteten Personen begonnen werden. Mit vereinten Kräften und schwerem Gerät (u. a. Betonkettensäge, Kernbohrgerät, Bohr- und Aufbrechhämmer) arbeiteten sich die Helfer durch die Trümmer. Vorab wurde eine kleine Öffnung in die Betonwand gebohrt. Diese ermöglichte den Helfern mit einer Endoskopkamera nachzusehen, ob sich verschüttete Personen im unmittelbaren Gefahrenbereich befanden. Letztendlich konnten die 2 Personen gerettet werden.

Ein Ortungstrupp begab sich nach Nohfelden und wurde dort vom Ortsverband Nohfelden bereits erwartet. Gemeinsam wurde hier, ebenfalls nach einem Gebäudeeinsturz, nach verschütteten Personen mittels der technischen Ortung gesucht. Hier konnten die Einsatzkräfte eine verletzte Person retten.

Windbruch sorgte dafür, dass ein größerer Bahnabschnitt zwischen Schwarzerden und Ottweiler nicht mehr befahrbar und somit nicht mehr genutzt werden konnte. Die 1.  Bergungsgruppe (B1) aus Viernheim rückte zugleich mit einem Gerätekraftwagen (GKW I) in Richtung Bahnhof Schwarzerden aus. Vor Ort angekommen stellten die THW-Kräfte jedoch fest, dass es ihnen unmöglich ist die Einsatzstelle, wie üblicherweise über die Straße, zu erreichen. Nach kurzer Beratung mit den ortskundigen Helfern aus Freisen und nach Rücksprache mit der Einsatzleitstelle wurde kurzerhand eine Zugmaschine der Bahn mit entsprechendem Verlade-Wagon angefordert. Jetzt konnten die Einsatzkräfte ihren Gerätekraftwagen samt Ausstattung auf den Wagon laden und mit Hilfe der Bahn an die Einsatzstelle gelangen. So wurde aus einem straßentauglichen GKW I ein Einsatzfahrzeug auf Schienen. 30 Minuten später wurde der unpassierbare Streckenabschnitt erreicht. Die Helfer legten sogleich entsprechende Ausrüstung an. Sehr steile Hänge setzten ein hohes Maß an Eigensicherung der Helfer voraus. Mit Auffanggurten gesichert, Schnittschutzhosen, Helm und Motorsäge ausgerüstet begangen die Arbeiten, die Strecke von umgestürzten Bäumen und Unrat zu befreien.

Während des Einsatzes, der bereits mehrere Stunden an verschiedenen Örtlichkeiten andauerte, wurden alle Einsatzkräfte durch den Logistik-Trupp „Verpflegung“ des Ortsverbands Freisen (LOG-V) mit kalten und warmen Getränken sowie Speisen versorgt.

In Haupersweiler-Seitzweiler war ein weiterer Trupp der Viernheimer-Helfer damit beschäftigt zwei Personen aus einem stillgelegten Getreide-Silo zu retten. Bei Arbeiten am Silo stürzte eine Person ab und wurde schwer verletzt, die zweite Person erlitt dabei einen Schock und musste aus ca. 10 Meter Höhe gerettet werden. Der Zugang zum Silo vom Boden aus war nicht möglich, sodass die verunglückte Person im inneren des Silos nur durch die Öffnung oberhalb gerettet werden konnte. Über der Öffnung errichteten die Einsatzkräfte einen Dreibock an welchem ein Auf- und Abseilgerät (Rollgliss) befestigt wurde. Diese Ausrüstung ermöglichte den Helfern die sichere Rettung der verunglückten Person (aus Höhen und Tiefen). Höchste Konzentration ist während des Abseilens in das Silo gefragt. Nach erreichen der verunglückten Person wurde noch im Silo mit erste Hilfemaßnahmen begonnen, die Person stabilisiert und für den Abtransport vorbereitet.

Rund 70 THW-Einsatzkräfte aus Viernheim, Freisen und Nohfelden waren an diesem Wochenende bei der 12-stündigen Großübung im Einsatz.

„Es war ein anspruchsvoller und schwieriger Übungseinsatz, der nur mit geballter Man-Power und Team-Work zu bewältigten war. Aber auch nur mit solch hohen Ansprüchen an uns selber, an jeden einzelnen Helfer und die eingesetzte Technik, können wir eine Übung so realitätsnah wie nur möglich gestalten, um im Ernstfall zu bestehen“, sagte Jochen Schneider (Zugführer, THW Ortsverband Freisen).


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